Folgen von Scheidungen - Folgen für Erwachsene

Folgen für Erwachsene

Scheidung ist für viele Paare und ihre Kinder eine wirtschaftliche Katastrophe: Erworbenes muß verkauft werden. Ein Mann muß nach der Scheidung 35 - 55% seines Nettoeinkommens für Frau und Kinder bezahlen. Anschließend wird er noch als ”Lediger” versteuert. Ihm bleibt selten mehr als das Minimum zum Lebensunterhalt (Ruthe 1997, S. 159)

Für die Frau sieht es selten besser aus, denn das Gehalt eines durchschnittlich verdienenden Mannes reicht nicht aus, zwei Haushalte zu finanzieren. Ihre Finanzkraft verringert sich bei der Hälfte der geschiedenen bzw. alleinerziehenden Frauen nach einer Scheidung um durchschnittlich 23% (zit. nach Schwäbische Zeitung, 12/2003) Generell berichten geschiedene Frauen eher von finanziellen Problemen als unverheiratete (Simenauer und Carroll 1982). Betroffen sind davon auch die Kinder, vor allem bezüglich der privaten Förderung ihrer Talente.

Scheidung ist ein dauerhafter Prozess, vor allem, wenn Kinder vorhanden sind. Jeder wird Jahre brauchen, sich innerlich wirklich vom Partner zu trennen. Für den von den Kindern getrenntenElternteil ist die Trennung eine beständige Quelle innerer Schmerzen. Jedes vierte Paar schafft es nicht, sich gütlich zu trennen. 5% führen erbitterte Scheidungskriege, kämpfen um die Kinder oder die Finanzen.

Nach der Scheidung empfinden viele Geschiedene weiterhin Schmerz, Selbstmitleid, Verzweiflung, Angst, Schuldgefühle oder Reue. Sie erleben sich als Versager, leiden unter Depressionen und abruptem Stimmungswechsel, fühlen sich einsam, entfremdet, desorientiert, hilflos und unsicher. Oft führt ihr emotionaler Zustand zu Konzentrationsstörungen, ständiger Müdigkeit, Erschöpfung, Rückgang der Leistungsfähigkeit, psychosomatischen Störungen oder Alkohol-, Drogen- und Medikamentenmissbrauch. Beim verlassenen Partner sind diese Scheidungsprobleme zumeist weiterhin etwas stärker ausgeprägt. Auch der nichtsorgeberechtigte Elternteil mag weiter unter dem Verlust der Kinder leiden.

Eine amerikanische Studie (Hetherington, Cox und Cox 1982), bei der insgesamt 102 geschiedene und vollständige Familien miteinander verglichen wurden, kam zum Ergebnis: "Zufriedenheit, Selbstachtung und Gefühle der Kompetenz im heterosexuellen Verhalten stiegen gleichmäßig über einen Zweijahreszeitraum bei geschiedenen Männern und Frauen an, aber waren selbst im zweiten Jahr nicht so hoch wie bei verheirateten Ehepaaren" (S. 249) - mit Ausnahme von denjenigen, die in der Zwischenzeit wieder geheiratet hatten. Selbst zehn Jahre nach der Trennung wurde bei einer Längsschnittuntersuchung (Wallerstein und Blakeslee 1989) über 52 Scheidungsfamilien festgestellt, dass ein Viertel der Mütter und ein Fünftel der Väter ihr Leben noch nicht wieder in den Griff bekommen hatten und stark von der emotionalen Unterstützung ihrer Kinder abhängig waren. Generell erschien das Leben nach der Scheidung in der Rückschau viel schwieriger als erwartet. Besonders viele ältere Personen, die sich nach langen Ehejahren scheiden ließen, waren einsam und unglücklich. Sie sahen mit Angst in die Zukunft. Nur etwa die Hälfte der Befragten waren mit ihrem derzeitigen Leben zufrieden.

Hinzu kommt, dass viele Geschiedene nicht mit dem Leben als Single zurechtkommen. Beispielsweise ergab eine für die USA repräsentative Umfrage bei rund 3.000 Singles (Simenauer und Carroll 1982), dass nur 6 % der einmal geschiedenen im Vergleich zu einem Viertel der unverheirateten Frauen sagten, dass das Leben als Single "wunderbar" sei. Nur ein Viertel der geschiedenen im Gegensatz zu fast der Hälfte der unverheirateten Frauen gaben an, dass sie die mit dem Leben als Single verbundenen Probleme meistern. Nur etwa ein Fünftel der geschiedenen Männer meinten, dass ihr Leben als Single trotz Problemen gut verlaufe. Rund 6 % bevorzugten den Lebensstil als Single, während mehr als die Hälfte der Männer (insbesondere ältere und besser verdienende) wieder heiraten wollte.

Nach diesen Forschungsergebnissen dürfte nicht überraschen, dass Geschiedene in psychiatrischen Kliniken überrepräsentiert sind und auch häufiger ambulant behandelt werden (Bojanovsky 1983). Sie leiden öfter unter psychischen Störungen (vor allem Frauen) oder Alkoholismus und unternehmen häufiger Selbstmordversuche .Eine Folge von Scheidung sind psychische und körperliche Krankheit in Form von Depressionen, Lebensunlust, Ängsten, sogart Suizidgefahr. Laut einer amerikanischen Studie mit mehr als 12.000 Betroffenen Männern belegt, dass Scheidung plus berufliche Belastung das Todesrisiko verdoppelt. Selbst ohne zusätzlichen Stress erhöht eine Trennung von Frau und Familie die Sterberate um 37%. Sozialwissenschaftler Gerhard Amendt hat mit der Veröffentlichung einer Untersuchung im Januar 2004 ähnliche Ergebnisse vorgelegt. Hier beklagten 3600 per Internet befragte Scheidungsväter, deren Nachwuchs bei den Müttern lebt, über seelische und körperliche Beschwerden. 71% arbeiten lustlos oder ertränken sich mit Arbeit um ihren Kummer zu vergessen (Quelle: Focus 10/2003). Auch überrascht nicht, dass viele Geschiedene im Nachhinein die Scheidung als einen Fehler bezeichnen (Hetherington, Cox und Cox 1982). Bei einer Befragung von 210 Geschiedenen (Spanier und Thompson 1984) gaben fast 30 % an, dass die Ehescheidung eines der tragischsten Ereignisse sei, die einem Menschen zustoßen könnten.

Die Hoffnung, das Glück in einer zweiten Ehe zu finden, erweist sich meist als trügerisch. Zu den normalen Belastungen und Konflikten einer Partnerschaft kommen in der Zweitehe die Konflikte, die sich durch Unterhaltszahlungen und Kinder aus erster Ehe ergeben. Aufgrund der erhöhten Belastungen ist das Führen einer Zweitehe sehr erschwert (die Scheidungsrate liegt bei 75%).

Die Hoffnung, durch Scheidung allen Schmerzen und Problemen zu entrinnen und das Glück mit einem anderen Partner zu finden, ist nur dann begründet, wenn man sich ernsthaft mit sich selbst und seinen falschen Einstellungen auseinander setzt und sich die Fähigkeiten aneignet, die nötig sind, um eine Ehe erfolgreich zu führen. Dies kann man allerdings genauso gut mit dem Partner tun, mit dem man verheiratet ist.

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